Von Kai Reininghaus

Damals habe ich im Klubhaus „Arthur Hoffmann“ (Connewitz) gearbeitet, das auch als „Haus Steinstraße“ bekannt war. Dort lernte ich bei einer Ausstellung eine Fotografin kennen. Ich erzählte ihr von der Band, und sie hatte auch gleich Lust, uns zu fotografieren.

Kai Reininghaus, Johannes Ackner und Frank Heyner (v. l.) von der Band „Reininghaus“ im Herbst 1987

Wir vereinbarten einen Termin, alles prima. Nur in der Band selbst war man geteilter Meinung. „Reininghaus“ spielte zu diesem Zeitpunkt (die Fotosession war irgendwann im Herbst 1987) schon eine ganze Weile zusammen, aber es gab noch keine „offiziellen“ Fotos. Glücklicherweise waren immer wieder Leute zur Stelle, die uns im Proberaum oder bei Konzerten fotografierten; wir selbst legten darauf aber nicht so großen Wert. Unvorstellbar bei der medialen Flut heute. Jedenfalls dachte ich, hier wär die Gelegenheit, mal als komplette Band in Erscheinung zu treten. Noch dazu sollte die ganze Aktion keinen Pfennig kosten. Die Fotografin hatte einfach Bock darauf, weil sie schon immer mal was in der Richtung machen wollte. Schließlich waren doch alle überzeugt, die Aktion konnte starten. An dem Tag wollten wir uns direkt vor unserem Proberaum treffen. Was heute so schön als „abgefuckte Location“ stilvoll rüberkommt (das pure Mauerwerk, die kaputten Fenster, der Verfall), war damals unsere Realität. Es war einfach der Ort, wo wir als Band viel Zeit verbrachten, ein vertrauter Platz. Logisch, dass wir auch dort den Raum für eine Fotosession sahen. Aber wir haben darüber auch gar nicht  weiter nachgedacht.

Und was passierte? Ein paar Stunden, bevor es losgehen sollte, sagten zwei Mitglieder ab. Sie hätten noch kurzfristig Karten für ein Konzert in Dresden bekommen – ich glaube, es war Joe Cocker – und das wollten sie sich nicht entgehen lassen. Ich war stocksauer. Damals im Prä-Handy und Prä-Internet-Zeitalter konnte man die Sache ja nicht kurzfristig verschieben. Also stiefelte ich in die Auenstraße (heute Hinrichsenstraße).

Hannes und Frank kamen – und natürlich die Fotografin. Die hatte sich sogar einiges ausgedacht und Dekomaterial mitgebracht, zum Beispiel eine große Rolle Packpapier. Darauf pinselten wir unseren Bandnamen und machten das Beste aus der Situation. Mir war es etwas peinlich: Da kam ein Mensch, der sich für uns interessierte und uns einen Gefallen tun wollte; und wir rücken nur mit einer Teileinheit an. Wir haben dann einige Bilder im Hof gemacht, und dann noch im Proberaum selber. Insgesamt waren wir ein wenig steif und linkisch, glaube ich. Ungeübt im Posen.

Wir vereinbarten, dass wir die Session mit der kompletten Mannschaft wiederholen wollten. Dazu ist es nie gekommen. Das Bandklima wurde angespannter, schließlich kam die Trennung. So ist es dabei geblieben – von „Reininghaus“ gibt es kein offizielles Bandfoto. Leider habe ich den Namen der Fotografin vergessen; falls sie diesen Eintrag ließt: Vielen Dank für die Bilder! Schön auch die unbekannten Leute im Fenster – was die wohl heute machen? Das Haus mit unserem Proberaum ist verschwunden. Abgerissen. Weggewischt. Heute herrscht dort Ordnung. Gut, es war eine Bruchbude, aber auch ein magischer Ort. Wir hatten Platz und Strom zum Krachmachen. Natürlich illegal! Mehr war gar nicht nötig.

Kai Reininghaus lebt heute in Berlin.
Kai Reininghaus‘ Website: www.reininghaus-media.de

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